DIE ZERO-SAMMLUNG LENZ SCHÖNBERG

 

George, Alexander, Anna und Gerhard Lenz bei der Eröffnung der Ausstellung im Museum Carolino Augusteum, Salzburg, 1985Foto: Archiv Lenz Schönberg

George, Alexander, Anna und Gerhard Lenz bei der Eröffnung der Ausstellung im Museum Carolino Augusteum, Salzburg, 1985
Foto: Archiv Lenz Schönberg

 

Über ein halbes Jahrhundert „Leben in Kunst“, „Leben für die Kunst“ und in weiten Stücken auch „Leben mit den Künstlern“ – Kunst ist für die Familie Lenz lebensbestimmendes und -bereicherndes Thema. Die Sammlung Lenz Schönberg vereint Spitzenwerke internationaler Künstler und ist mit ihrem Fokus auf eine der wichtigsten europäischen Avantgarde-Bewegungen der Nachkriegszeit, ZERO, zugleich einzigartig.

Der Sammler Gerhard Lenz, Salzburg, 2005; Foto: Archiv Lenz Schönberg

Der Sammler Gerhard Lenz, Salzburg, 2005; Foto: Archiv Lenz Schönberg

Über 400 Werke von 44 Künstlern zählt die Sammlung heute: die Bandbreite erstreckt sich von Arbeiten auf Papier, Fotografien, Gemälden und Objekten bis hin zu großen Skulpturen und Installationen. Von Anfang an legte Gerhard Lenz (1929-2018) sein Augenmerk auf die Werke der ZERO-Bewegung. Diese hatte er zuerst bei einer der Abendausstellungen im Atelier von Heinz Mack und Otto Piene kennengelernt. Sofort war er fasziniert von der Energie der Werke, sie fesselte ihn zeit seines Lebens.

Das erste Bild „Zonnebogen“ des flämischen Künstlers Jef Verheyen kaufte Lenz 1966. Damals waren die Werke der ZERO-Künstler fast ausschließlich in Galerien zu sehen, nur wenige fortschrittlichere Museen widmeten ihnen bereits in den 1960er Jahren Ausstellungen. Das Sammlerpaar suchte häufig die Ateliers auf, um direkt am Entstehungsort Werke auszuwählen. Anna Lenz hielt viele Begegnungen mit ihrer Kamera fest, es entstanden berührende Fotoserien von starker Authentizität.

Gerhard Lenz, Jef Verheyen und Günther Uecker auf Reisen zum Geburtshaus des Künstlers Constantin Brâncuși, Hobița, Rumänien, 1983; Foto: Karl Prantl

Gerhard Lenz, Jef Verheyen und Günther Uecker auf Reisen zum Geburtshaus des Künstlers Constantin Brâncuși, Hobița, Rumänien, 1983; Foto: Karl Prantl

Vor allem mit Günther Uecker und den bereits verstorbenen Künstlern Jef Verheyen, Roman Opalka, Karl Prantl und Gotthard Graubner und deren Familien pflegten Anna und Gerhard Lenz bald sehr enge Freundschaften. Die vielen Ausstellungen, gemeinsame Reisen und Feiern trugen zu einer großen Verbundenheit bei.

Die Künstler waren zwischen 1925 und 1935 geboren und gehörten somit, wie der Sammler Lenz auch, einer vom Krieg geprägten Generation an. Diese existentiellen Erfahrungen mündeten bei ZERO in den Wunsch nach absolutem künstlerischen Neuanfang.

Günther Uecker und Gerhard Lenz auf Reisen zur Bucht von Baiae, Golf von Neapel, 1982; Foto: Anna Lenz

Günther Uecker und Gerhard Lenz auf Reisen zur Bucht von Baiae, Golf von Neapel, 1982; Foto: Anna Lenz

ZERO als europäische Vision

Mehrere Ausstellungen der Sammlung Lenz Schönberg trugen die „europäische Vision“ im Titel. Schließlich war einer der treibenden Gedanken sowohl der Künstler als auch der Sammler Anna und Gerhard Lenz, mithilfe von Kunst und Kultur eine universelle „Sprache“ zu finden, die die Menschen über Landesgrenzen hinweg miteinander verband. Den Sammlern war es daher auch immer wichtig, ihre Werke für andere sichtbar zu machen. Große Teile ihrer Collection wurden 14 Mal europaweit in Museen gezeigt. Die Sammler und ihre beiden Söhne, Alexander und George, reisten im Konvoi mit den Lastwagen zu den Ausstellungsorten, um die Werke zu installieren, häufig begleitet von den Künstlern und Freunden. „Wir waren zeitweise wie eine große Familie, gingen gemeinsam auf Reisen, fuhren zu den Ausstellungen und kümmerten uns zusammen um das Aus- und Verpacken der Werke. Es waren wunderbare Erfahrungen, unsere beiden Kinder wurden ganz selbstverständlich mit der Kunst und den Künstlern groß und begeistern sich noch heute dafür“, erinnert sich Anna Lenz.

Gerhard Lenz mit seinem George Lenz bei der Betrachtung eines Steines von Karl Prantl; Foto: Anna Lenz

Gerhard Lenz mit seinem Sohn George Lenz bei der Betrachtung eines Steines von Karl Prantl; Foto: Anna Lenz

 

Gerhard Lenz, Roman Opalka und Gotthard Graubner. Reise nach Burgund, 2008; Foto: Anna Lenz

Gerhard Lenz, Roman Opalka und Gotthard Graubner. Reise nach Burgund, 2008; Foto: Anna Lenz

Noch vor dem Mauerfall setzte Lenz einen neuen Akzent, indem er gezielt Werke von Künstlern in die Sammlung integrierte, die hinter dem „eisernen Vorhang“ lebten und arbeiteten. So kamen Arbeiten von Roman Opalka, Stanislav Kolibal, Václav Boštík, Edik Steijnberg und Ivan Picelj in die Sammlung, also von Künstlern aus Polen und aus der damaligen Tschechoslowakei, der Sowjetunion und Jugoslawien.

Insofern interpretierte Lenz mit einer großen Offenheit „ZERO“ neu, Leitmotiv war dabei, Kunst als Ausdruck des Friedens und der Freiheit zu begreifen. Die Sammlung dokumentiert auf beeindruckende Weise den gesamteuropäischen künstlerischen Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg.

Alexander Lenz mit Sohn Edouard, Alexander Maxreiter und Günther Uecker mit seiner Sandmühle, Ausstellung Salzburg, Museum der Moderne, 2006; Foto: Anna Lenz

Alexander Lenz mit Sohn Edouard, Alexander Maxreiter und Günther Uecker mit seiner Sandmühle, Ausstellung Salzburg, Museum der Moderne, 2006; Foto: Anna Lenz

Kunsthistorisch betrachtet, endete ZERO 1966 mit der offiziellen Auflösung der Bewegung, doch Lenz verfolgte das Schaffen der Künstler kontinuierlich weiter und ergänzte die Sammlung nach und nach um weitere Werke.